Lichtformer im Vergleich
Mittels Lichtformern setzt der Fotograf das Licht nach seinen eigenen Wünschen und Vorstellungen. Hier ein Vergleich gängiger Lichtformer, die auch häufig in Verbindung mit Aufsteckblitzen im Heimstudio anzutreffen sind.
Der Aufbau
Um vergleichbare Ergebnisse bezüglich Funktion und Wirkung der einzelnen Lichtformer zu erhalten, habe ich folgendes Set aufgebaut. Auf einer weißen Kunststoffplatte habe ich ein Motiv, in diesem Fall einen roten Holzklotz sowie eine Graukarte platziert. Im 45° Winkel von links oben ein Stativ mit einem Aufsteckblitz aus China (Kostenpunkt etwa 45€) der mittels Funkauslöser zusammen mit der Kamera zusammen ausgelöst wird. Der Abstand zwischen Blitzkopf und Motiv beträgt jeweils etwa 1 Meter. Um evtl. Farbabweichungen später zu erkennen, habe ich nichts dem Zufall überlassen und mittels Graukarte die Kamera auf die Farbtemperatur des direkten Blitzlichtes (ohne irgendwelche Lichtformer zu verwenden) eingemessen. Der Wert beträgt auf 6.400° Kelvin und wurde auch für alle weiteren Tests verwendet. Weiterhin habe ich für die exakte Belichtung einen Belichtungsmesser verwendet. So können wir später sehr schön erkennen, um wieviele Blenden sich die jeweilige Lichtmenge in Abhängigkeit der verwendeten Lichtformer verringert. Die Ausgangsblende ist 16. Um es mal vorweg zu nehmen, einige Ergebnisse haben mich doch ein wenig überrascht. Achten wir bei den Ergebnissen einmal besonders auf die Schatten des Holzklotzes, woran man die Härte bzw. Weichheit des Lichts erkennen kann, und auf die Farben des Hintergrunds.
Ausgangswerte
- Arbeitsblende ist Blende 16 (direkt geblitzt)
- Farbtemperatur des reinen Blitzlichts ist 6400°K
- Entfernung zwischen Blitz und Motiv ist ca. 1 Meter
Direkt angeblitzt
Ausgangspunkt der Versuchsreihe ist ein direkts Anblitzen des Motivs. Erwartungsgemäß ergeben sich hier relativ harte Schatten, die lediglich durch den weißen Untergrund ein wenig abgemildert werden. Bei dieser Aufnahme ist auch der Weißabgleich korrekt, also grau wird exakt grau dargestellt.
Direkt angeblitzt - Aufnahmedaten: ISO 200, 1/125s, Blende 16
Streulichtscheibe
Der einfachste Lichtformer, der meistens schon gratis mitgeliefert wird, ist die eingebaute Streulichtscheibe des Blitzgeräts. Wie auf dem folgenden Bild zu erkennen, bringt diese allerdings nicht wirklich was, dafür schluckt sie immerhin eine volle Blende an Licht!
Streulichtscheibe - Aufnahmedaten: ISO 200, 1/125s, Blende 11
Snoot bzw. Tubus
Einen richtig geilen Effekt und das härteste Licht überhaupt bekommen wir, wenn wir einen Snoot bzw. Tubus verwenden. Kein Lichtverlust in dem Bereich, auf den wir "gezielt" haben, und auch keine Farbverfälschungen.
Snoot bzw. Tubus - Aufnahmedaten: ISO 200, 1/125s, Blende 16
Durchlichtschirm
Oft und gerne verwendet, vor allem in Heimstudios, wird der weiße Durchlichtschirm. Dieser ist günstig in der Anschaffung, hat einen großen Durchmesser für schönes weiches Licht. Der Nachteil ist, dass das Licht ungerichtet in alle Richtungen austritt, selbst nach hinten. Eine gezielte Lichtführung ist quasi unmöglich. Für das Ausleuchten von Produktfotos ist er aber dennoch sehr gut geeignet, und der Lichtverlust hält sich mit gerade einmal einer Blende erfreulicherweise stark in Grenzen.
Durchlichtschirm - Aufnahmedaten: ISO 200, 1/125s, Blende 11
Reflexschirm
Ebenfalls gerne im Heimstudio verwendet wird der Reflexschirm. Dieser hat den Vorteil, dass indirekt geblitzt wird und das Licht relativ gerichtet nur in die Richtung austritt, nach der der Schirm geöffnet ist. In der Anschaffung ist der Reflexschirm relativ günstig um die 20€ zu haben. Vergleichen mit dem Durchlichtschirm sind die Einbußen bei der Lichtmenge allerdings deutlich höher, etwa 2.5 - 3 Blendenstufen!
Reflexschirm - Aufnahmedaten: ISO 200, 1/125s, Blende 6.3
40x40cm Softbox
Kommen wir nun zu den etwas gehobeneren Lichtformern, wie sie auch in professionellen Fotostudios zum Einsatz kommen. Die 40x40 Softbox ist eine eher kleine Softbox. Für den Heimbedarf ist sie aber in der Regel ausreichend. Vorteile sind eine hohe Lichtausbeute (nur ca. 1/2 Blende Verlust) sowie die Möglichkeit, mittels Waabe eine sehr gezielte Lichtführung zu erzielen. Aber was ist mit den Farben passiert? Das Bild hat bei gleichem Weißabgleich einen sichtbaren Blaustich!
40x40cm Softbox - Aufnahmedaten: ISO 200, 1/125s, Blende 13
60er Octabox
Ganz ähnlich verhält es sich bei der 60cm Octabox. Diese ist zusätzlich mit einem Innendiffusor ausgestattet, der das Licht noch weicher macht. Aufgrund des höheren Durchmessers und des Zwischendiffusors bekommt man mit der 60er Okta besonders weiches Licht ("Lichtsauce"). Die Lichtausbeute ist mit nur 1 Blende Verlust sehr gut. Allerdings auch hier, vergleichen zum direkten Blitzen oder den Schirmen eine deutliche Farbverschiebung in Richtung blau.
60er Octabox - Aufnahmedaten: ISO 200, 1/125s, Blende 11
Beautydish mit Diffusor
Hätten wir da noch den 40er Beautydish mit aufgespanntem Außendiffusor. Dieser soll, bauartbedingt, sowohl härteres Licht in der Mitte als auch weicheres Licht an den Rändern erzeugen. Auffällig ist hier der gegenüber den anderen Lichtformern abweichende Schattenwurf beim Holzklotz. Vor allem in der Beauty- und Portraitfotografie kommt dieser Lichtformer oft zum Einsatz. Die Lichtausbeute ist mit gut 2 Blendenstufen Rückgang eher mager und benötigt daher Blitze mit einer höheren Leistung. Der Farbton des Bildes geht ebenfalls leicht in Richtung blau.
40er Beautydish mit Diffusor - Aufnahmedaten: ISO 200, 1/125s, Blende 7.1
Eigentlich sollte man ja meinen, dass wenn man denselben (!) Blitz mit verschiedenen Lichtformern verwendet, im Ergebnis zumindest die Farbtemperatur des Lichts gleich bleibt. Weit gefehlt. In meinem heutigen Test sind erhebliche Farbverschiebungen sichtbar, je nachdem welcher Lichtformer verwendet wurde. Ich vermute, dass dies an der Innenbeschichtung oder am Diffusor liegt. Eine silberne Innenbeschichtung, wie wir sie bei der "großen" Octabox haben, sorgt offensichtlich für ein kühleres Licht, als wenn man durch einen weißen Durchlichtschirm blitzt. Oder aber das Weiß des Außendiffusors ist ein anderes als das der Schirme. Solange man alles dieselben Lichtformer verwendet, ist das ja überhaupt kein Problem, aber wenn man sie kombiniert, erhält man Mischlicht und somit zwangsläufig Farbverschiebungen. Wer diese nicht gerade als gestalterisches Mittel einsetzt und womöglich farbechte Ergebnisse benötigt, hat hier ein Problem.
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5 Kommentare
Vicco am 01.07.12 um 15:53 Uhr
Hi, schöner Beitrag, danke!
zu der Idee, zwei Schirme zu kombinieren -- das gibt es schon, ist auch nicht teuer, das heißt Brollybox oder Schirm-Box ... Bsp.:
http://www.amazon.de/FalconEyes-Studio-Zubeh%C3%B6r-Schirm-Box-offen/dp/B004YITZAA/ref=sr_1_fkmr1_2?ie=UTF8&qid=1341150797&sr=8-2-fkmr1
Ich hab so ein Ding, geht prima, allerdings nehme ich das eher selten mit, weils ein wenig sperriger ist als nur der ws Brolly ...
Also on-loc ist es nicht so zwingend nötig, weil da normal viel Platz ist (Streulich nach hinten nicht so schlimm ist), im Heimstudio ist es perfekt. Grüße Vicco ( www.fotopraxis.net )
Volker am 23.04.12 um 20:30 Uhr
Dirk, da kannst du auch gleich eine Softbox nehmen. Zudem streut der Durchlichtschirm ja in alle Richtungen, also auch seitlich, so dass du das Streulicht bei deiner Idee nur zum Teil auffangen und Richtung Motiv lenken kannst.
Dirk am 23.04.12 um 17:03 Uhr
Hallo,
wie könnte das aussehen, wenn man einen Durchlichtschirm mit einem Reflexschirm kombiniert, also folgendermaßen:
(-- B --) M
( ist der Reflexschirm
B ist das Blitzgerät (blitzt nach rechts in Richtung M)
) ist der Durchlichtschirm
M ist das Motiv
Dann würde doch der Reflexschirm das nach hinten gerichtete Streulicht des Durchlichtschirms auch noch nach vorne umlenken, oder?
Ich habe ein passendes Alu-Rohr gefunden, welches es mir ermöglicht, zwei Schirme gegeneinander in einem Schirmneiger zu befestigen. Primar geht es mir darum, genau diese beiden Schirmtypen (falls man nur die beiden anschaffen möchte) sinnvoll gemeinsam zu verwenden.
Hat das schonmal jemand ausprobiert?
Volker am 19.04.12 um 15:38 Uhr
Der Beautydish ist von "studiobedarf24.de". Die Low Budget Marke bei denen ist "proxystar". Der Beautydish ist ganz nett, wegen des hohen Lichtverlusts und weil der auf der Blitzeinschubseite offen ist, nehme ich den aber eher selten. Stative und entsprechende Adapter um das ganze montieren zu können gibt es bei denen ebenfalls, oder frag mal bei "calumet" nach.
Super gemachter Vergleich!
Ich würde gerne wissen was genau für ein Beauty Dish eingesetzt wurde, für Aufsteckblitze werden ja verschiedenste Systeme angeboten bei denen ich mich oft Frage ob die überhaupt merklich was bringen so klein wie die teils sind.
Viele Grüße,
Matthias