Fotografieren mit dem Graufilter

Heute möchte ich euch einmal eine interessante Möglichkeit vorstellen, wie ihr mit relativ wenig Aufwand und ohne viel Bildbearbeitung Aufsehen erregende Fotos machen könnt. Vielleicht habt ihr euch schon mal gefragt, warum tagsüber manche Fotografen mit Stativ herumlaufen, obwohl die Sonne scheint und man problemlos Bilder ohne zu Verwackeln aus der Hand schießen könnte.

Langzeitbelichtungen am Tag mit dem Graufilter

Wenn man tagsüber eine Langzeitbelichtung machen möchte, kommt man um die Verwendung eines Graufilters nicht herum. Das liegt an der hohen Helligkeit des Tageslichts, so dass die Kamera selbst bei niedrigster ISO und weit geschlossener Blende immer noch Belichtungen im Zehntelsekunden Bereich vornimmt.

Warum sollte man am hellichten Tage eine Langzeitbelichtung machen? Nun, hierfür gibt es verschiedene Gründe. Stellt euch einmal vor, ihr habt blauen Himmel mit ein paar mehr oder weniger schnell vorbei ziehenden, weißen Knipswolken. Diese möchtet ihr gerne auf dem Foto "wie Watte" erscheinen lassen. Oder ihr möchtet bewegtes Wasser so fotografieren, dass es wie weichgespült aussieht. Oder ihr befindet euch auf einem belebten Platz in der Innenstadt, der voller Menschen ist, und ihr möchtet ihn auf dem Foto möglichst menschenleer darstellen. Ebenso kann man mit dem Graufilter Dynamik ins Bild bringen, beispielsweise eine vorbeifahrende Straßenbahn, die dann den "Wusch-Effekt" auf dem Foto hat. All dies ist nur mit einer Langzeitbelichtung möglich.

Was genau macht ein Graufilter?

In der Fotografie wird die Helligkeit über das grau geregelt. Der Graufilter macht dabei die Aufnahme nicht etwa grau, sondern nimmt - je nach Stärke - einen großen Teil des vorhandenen Lichts weg. Schraut man den Graufilter vor das Objektiv und schaut dann durch den Sucher der Kamera, erkennt man diesen Effekt sofort: Das Sucherbild ist deutlich dunkler als ohne Filter, mitunter ist es sogar fast schwarz. Für die Kamera ist es nun so, als wäre später Abend oder Nacht, und die Belichtungszeiten müssen für ein normal belichtetes Bild entsprechend verlängert werden.

Was ist bei der Verwendung eines Graufilters zu beachten?

Um brauchbare Ergebnisse mit dem Graufilter zu erzielen, müsst ihr ein paar grundlegende Dinge beachten:

  • Bei Aufnahmen mit längerer Belichtungszeit solltet ihr immer ein Stativ verwenden, da die Aufnahme sonst verwackeln wird.
  • Fokussiert das Motiv mithilfe des Autofokus an, bevor ihr den Graufilter vor das Objektiv schraubt, da ansonsten der Autofocus unter Umständen nicht mehr korrekt fokussiert. Schaltet den Autofokus (AF) nach erfolgter Fokussierung aus bzw. auf "manuell".
  • Ein Graufilter kann die Farbwiedergabe im Foto ungewollt beeinflussen. Fotografiert daher möglichst im RAW, um evtl. Farbabweichungen später in der Nachbearbeitung verlustfrei korrigieren zu können. Eine Graukarte kann dabei hilfreich sein.

Nachfolgend ein Bild von einem meiner Lieblingsmotive hier in Gladbeck, dem Wasserschloß Wittringen. Die Belichtungszeit beträgt hier 30 Sekunden bei Blende 16 und ISO 100. Zum Einsatz kam neben einem Stativ dieser ND3 Graufilter von Haida mit einer 1.000-fachen Abdunklung.

Foto von Schloss Wittrigen in Langzeitbelichtung

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6 Kommentare
Juergen am 19.08.16 um 07:32 Uhr
Mein Sucher ist komplett schwarz.Kein Motiv erkennbar mit Graufilter. Was muss ich tun?
thorsten.latz am 29.05.14 um 16:30 Uhr
Schade, die Tabelle ist kaputtgegangen, weil das Board hier keine Zeilenumbrüche kennt. Also machen wir es so: Semikolon ist Zeilenumbruch: log Zeit Blende 0 1 0; 0,3 2 1; 0,6 4 2; 0,9 8 3; 1,2 16 4; 1,5 32 5; 1,8 64 6; 2,1 128 7; 2,4 256 8; 2,7 512 9; 3 1024 10
Thorsten am 29.05.14 um 16:28 Uhr
Hallo Hans-Jürgen. Wenn Du von 1/100 zu 1/2 oder 1 kommen willst, dann ist das ein Verlängerungsfaktor von x50 oder x100. Den gibt es allerdings leider nicht :) Die Filter haben, abhängig vom Hersteller, verschiedene Angaben für den Verlängerungsfaktor. Einige Hersteller geben an, wie viele Blenden sie schlucken, z.B. wird bei einem Rotfilter für die Schwarzweiß-Fotografie angegeben 3 Blenden. Also musst du drei Blenden öffnen, von f/16 aus also auf f/5.6. Andere geben die Zeitverlängerung an. Auf dem Rotfilter aus obigem Beispiel stünde dann 8x. Eine Blende geschluckt erfordert doppelte Zeit, zwei Blenden erfordern 2x2 also vierfache Zeit, drei Blenden entsprechend 2x2x2, also achtfache Zeit. Und dann gibt es noch die Hersteller, die die logarithmische Skala angeben. Hierbei entspricht 0,3 einer Blende. Ein Filter der Stärke 1,5 schluckt also 5 Blenden. Im Grunde ist es einfach: log Zeit Blende 0 1 0 0,3 2 1 0,6 4 2 0,9 8 3 1,2 16 4 1,5 32 5 1,8 64 6 2,1 128 7 2,4 256 8 2,7 512 9 3 1024 10 Wenn Du aus 1/100s eine halbe Sekunde machen möchtest, musst du die Zeit mit 50 multiplizieren, um auf eine volle Sekunde zu kommen musst du mit 100 multiplizieren. Beides gibt es wie gesagt nicht, aber der Filter 1.8 liegt genau dazwischen. Du brauchst also einen Filter, auf dem entweder draufsteht ND1.8 oder 6Blenden oder 60x (denn 64 ist in der Fotowelt 60)
Hans-Jürgen am 13.03.14 um 00:14 Uhr
Hallo, welchen Graufilter benötige ich, wenn ich bei Städteaufnahmen die Personen noch als Schema erkennen will, ich denke die Belichtungszeit sollte dann anstelle 1/100 evtl. so 0,5 bis 1 Sekunde sein. Stimmt das? Danke Gruß Hans-Jürgen
Michael alias mcPhotoArts.de am 02.05.13 um 00:18 Uhr
Wow... das ist eine wirklich gelungene Aufnahme. Ich sollte doch öfter mal mit meinem ND-Filter losziehen.
Katharina am 18.03.13 um 15:49 Uhr
Hammergeil :-)

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