Moiré - Entstehung und Vermeidung
Fotografen und Hobbyfotografen haben sich sicherlich schon mal über Bildinformationen geärgert, die im ursprünglichen Motiv nicht vorhanden waren. In den meisten Fällen ist der so genannte Moiré-Effekt dafür verantwortlich. In der Digitalfotografie gibt es zwei Erscheinungen, die Moiré genannt werden: Einerseits störende Strukturen, die durch Wechselwirkungen von Sensor- und Objektivstruktur entstehen und andererseits das so genannte Farbmoiré, das durch Fehler bei der Farbinterpolation entsteht.
Der Moiré-Effekt in der Fotografie
Für das Verständnis des Moiré-Phänomens müssen gängige Sensoren, die in Digitalkameras verbaut werden und deren Fähigkeit Farbinformationen zu „sehen“, verstanden werden. Alle gängigen Bildsensoren, mit Ausnahme von X3-Sensoren, sind farbenblind. Somit wird das sichtbare Licht einer jeden Wellenlänge in elektrische Ladung umgewandelt. Der Sensor an sich kann also theoretisch nur die verschiedenen Helligkeitsstufen eines jeden Pixels aufzeichnen, was zu einem Graustufenbild führen würde.
Ein einfacher Trick sorgt dafür, dass trotzdem Farbbilder entstehen: Das so genannte Bayer-Pattern ist ein Filtermosaik, das mit den Farben Rot, Grün und Blau (RGB) aufgebracht ist. Somit ist jedes einzelne Sensorelement nur für einen begrenzten Farbbereich empfindlich. Die Farbempfindlichkeit des menschlichen Auges und des Gehirns hat die Maximalempfindlichkeit im grünen Wellenlängenbereich. Somit wird die Verteilung so gewählt, dass die doppelte Anzahl grüner Pixel vorhanden ist.
Durch diesen Filter kann jeder Pixel jedoch nur eine Farbinformation aufzeichnen. Um die komplette Farbinformation im späteren Bild erfassen zu können, werden die fehlenden Farbinformationen von den benachbarten Pixeln bezogen. Diese komplexen Berechnungen können bei kontrastreichen, feinen Strukturen Fehler verursachen.
Grundlage dieser Berechnung von Farbinformationen ist die Annahme, dass benachbarte Pixel ähnliche Farbinformationen enthalten. Wenn dies allerdings nicht der Fall ist, stellt der Algorithmus falsche Berechnungen auf und die entsprechenden Pixel werden in einer falschen Farbe dargestellt. Ein klassisches Beispiel für eine solch falsche Berechnung sind Übergänge von Weiß nach Schwarz. Der so genannte Siemensstern ist ein klassisches Beispiel.
Moiré im Druck
Das andere so genannte echte Moiré ist vor allem in der Druckindustrie bekannt. In diesem Fall entsteht das Moiré dadurch, dass Wechselwirkungen der Strukturen im abgebildeten Objekt in der regelmäßigen Sensorstruktur entstehen. Dieses Problem kommt nur in der digitalen und nicht in der analogen Fotografie vor.
Die Betrachtung der Entstehung von Moiré im Offsetdruck erleichtert das Verständnis: Das Druckraster ist immer regelmäßig und liegt in einem bestimmten Winkel über dem Bild. Ein abgebildetes Objekt hat ebenfalls eine gleichmäßige Struktur und liegt in einem bestimmten anderen Winkel zu dem Raster. Wenn bei dem Druck ein Rasterpunkt entsteht, bei dem Weiß oder Schwarz nebeneinander liegen, wird er gar nicht voll gedruckt.
Vor allem bei den Kanten verschiedener Strukturen entstehen so Probleme. An den Kanten wird ein Punkt gedruckt oder gar keiner. Dies führt zu Anhäufungen von Pixeln, die in einem regelmäßigen Abstand gedruckt und von unserem Auge zu neuen Strukturen verbunden werden.
Moiré entgegenwirken
Da das Moiré-Phänomen physikalisch bedingt ist, tritt es fast unvermeidlich bei jeder Digitalkamera auf. Allerdings gibt es einige Tricks, die zur Unterdrückung angewendet werden können. Dies kann jedoch negativen Einfluss auf die generelle Qualität nehmen. Fast alle Maßnahmen zielen darauf ab, die Strukturen, die Moiré verursachen könnten, nicht auf den Kamerasensor zu übertragen. Eine Variante ist das leichte Defokussieren des abzubildenden Objekts. Professionelle Kameras verfügen in manchen Fällen über optische Filter, die den Effekt mildern können.
Foto: Volker Wiedhoff - Der Moiré Effekt ist gut an den vielen grauen Stellen im Schafsfell zu erkennen
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2 Kommentare
Gustav Sucher am 30.01.19 um 09:48 Uhr
Hallo, heutzutage gibt es nur noch einen Unterschied, der zwischen Kameras und Smartphones besteht. Die zusätzlichen Informationen, die bei der Aufnahme entstehen werden oft beim Handy erst gar nicht abgespeichert. Wenn man dann einen Offsetdruck machen möchte, dann muss man quasi zur richtigen Kamera greifen. Danke für den tollen Blog Beitrag! https://www.druckerei-aachen.de/digitaldruck-offsetdruck-aachen.html
peter am 24.04.15 um 08:10 Uhr
Deine Erklärung ist schon sehr simpel. Moire entsteht durch Linien- oder Raster(netz)strukturen. Wie du erwähnst, spielt dabei der Winkel eine wichtige Rolle. Das bedeudet, dass man Moire grundsätzlich durch richtiges (Ver-)winkeln vermeiden kann. Im Druck sind übrigens nicht die Probleme zwischen Bildstrukturen und Druckraster das Problem, sondern vor Allem die verschieden Rasterwinkelungen der einzelnen Farben. Bei manchmal 8 Farben und nur wenigen passenden Winkelpaarungen kann es da schon eng werden, da ja nur 90Grad zur Auswahl stehen. Beim Fotografieren sind Moireprobleme außerst selten. Hier muss man die Winkelung der Sensorenpixel und eventuellen Motivstrukturen beachten. Nicht zu vergessen auch Polfilter, welche ja auch Linienstrukturen haben, aber Gottseidank sehr feine, somit ist hier Moire eher selten. Mein Tip gegen Moire ist einfach. Macht ein Testfoto und prüft es auf Moire. Falls vorhanden, macht den Ausschnitt größer und winkelt die Kamera um etwa 10Grad.Sollte das nicht reichen steigert das Verwinkeln (Kanten)der Kamera. Danach schneidet das Bild zurecht und korrigiert den Bildwinkel zurück zB. mit Photoshop.